Kabarentner

Die Überalterung unserer Gesellschaft zwingt immer mehr Menschen nach ihrem Ausscheiden aus dem Berufsleben weiter einer Tätigkeit nachzugehen.

Hierzu bestehen viele Möglichkeiten, denen aber eine Eigenschaft fast immer zukommt: Sie werden nicht oder nur miserabel entlohnt!

Schön wenn man sie wenigstens aus Spaß an der Freude ausüben kann, zum Beispiel  als Kabarettist und Rentner, eben als
Kabarentner.

 

 

 

Redner

Ich bin zu buchen!

Kontakt:
guenther.golem@web.de
www.guenther-golem.de/kontakt


   Mitglied des Rhetorik-Clubs Brainstormers:
  http://www.munich-brainstormers.de/agenda/

 



Wem gehört der Mond?
(Rede gehalten am 23. Mai 2009 bei der Toastmaster Distrikt Konferenz in Düsseldorf)


Dem Mann im Mond, weil er seit Göttergedenken dort wohnt? Kleinen Kindern, weil eines ihrer ersten ganz großen Staunen diesem Gestirn gilt? Ebbe und Flut, weil der Mond sie leitet? Amerikanern, weil sie ihn 1969 als Erste belästigt haben?


Nein, das ist unser Mond, er gehört allen, ganz egal, wie viele Amerikaner, Russen oder Chinesen noch auf ihm herum trampeln mögen. Gott persönlich hängte ihn für uns in den Himmel. Niemand kann verhindern, dass wir uns seines bloßen Daseins erfreu‘n. Das kostet weder Milliarden für die Raumfahrt, noch Tausender für Radioteleskope, ja nicht einmal wenige Euros für Ferngläser. Wir schauen ihn mit blanken Augen – und nie,   n i e  wird er schöner sein.

Nicht nur der Anblick des Mondes, die besten Dinge im Leben kosten nichts! 1992 titelte der Erfolgssong von Janet Jackson und Luther Vandross: „The best things in life are free“! Eben „die besten Dinge im Leben kosten nichts!“

Nicht kostenpflichtig sind:
* Liebe ohne Hintergedanken
* Von Herzen kommendes Lob
* Die Umarmung guter Freunde

* Herzliches Lachen
* Unwiderstehlicher Humor
* Tieren aufrichtig gut sein

* Die Suche vierblättriger Kleeblätter
* Berauschende Sonnenaufgänge
* Ein makelloser Sternenhimmel

* Blumen von einer nicht in Worte zu fassenden
  Schönheit
* Fast überirdisch klingender Vogelgesang
* Engelgleiches Rauschen munterer Gebirgsbäche

* Herz und Seele wärmende Lagerfeuer
* Ein Topf von Gold am Ende des Regenbogens
* Der Glaube an den Gott der kleinen Dinge

* Die Schrecken des Daseins erträglich machender
  Trost
* Die Gnade süßen Schlafes, der uns die Sorgen
  nimmt
* Ein gnädiger, uns eines rechten Tages an die Hand
  nehmender Tod

Warum, liebe Freunde, warum lassen wir dann
* Abwässer in kristallklare Flüsse pinkeln?
* Giftmüll in Meere und Ozeane kotzen?
* Chemische Werke auf fruchtbare Böden kacken?

* Industrie-Blähungen in reine Luft furzen?
* Lärmteppiche die Natur beleidigen?
* Lichtorgien den Nachthimmel verschmutzen?

Diese kleinen und großen Verbrechen verüben beileibe nicht nur Firmenbosse oder Politiker. Nein, wir alle sind Straftäter, sanfte Verbrecher, die tagein, tagaus sanfte Verbrechen begehen! Ich und Du, und Du und Du und Du! Glaubt jemand wirklich ernsthaft, Tiere und Pflanzen, Eisbären und Vergissmeinnicht, könnten verschwinden ohne uns mitzunehmen auf die Reise nach Nirgendwo...

Als ich ein kleiner Junge war, kam noch der Messerschleifer in unsere Straße. Wie undankbar, heutzutage Messer einfach wegzuwerfen, sobald uns ihr Können nicht mehr befriedigt.

Selbst einfache Flaschen waren wichtige Güter. Nicht im Traum wäre jemand eingefallen, sie kurz nach Gebrauch zu entsorgen. Im Film „Die Götter müssen verrückt sein“ spielt die Hauptrolle eine Cola-Flasche, die ein achtloser Tourist über der Kalahari-Wüste aus dem Flugzeug wirft. Der Streit Eingeborener über den „wertvollen“ Fund endet damit, dass der Stammeshäuptling sie zur Schlichtung schließlich in einen Abgrund am Ende der eingeborenen Welt wirft.

Das waren zwei Beispiele für unser geniales Verhalten, das zum verheerenden Verbrauch an Rohstoffen und Energie führte. Je mehr wir unsere Umwelt zerstören, desto weniger Menschen werden sich noch an der Schönheit der Natur, an Tier und Pflanze erfreuen können, deren Anblick einst allen zur Verfügung stand und der uns heilig sein sollte.

Zum Glück ist das Gewissen geduldig! Die meisten Bürger halten sich bereits für Öko-Götter, wenn sie vom Modewahn bis zum Exzess verformte Flaschen zwecks Recycling farblich sortiert in unterschiedlichen Altglas-Containern zertrümmern.

Heutigen Jugendlichen ist es durchaus ernst mit der Rettung der Erde. Fragt man sie aber nach ihrem größten Wunsch, lautet die spontane Antwort: endlich ein Auto fahren – keineswegs zu verdenken, in dieser mobilen Welt.

Rufen wir uns endlich zur Ordnung und lassen kindliches Staunen nicht länger naiver Zerstörung weichen. Die Frage ist doch längst nicht mehr, wie weit können wir noch ausschreiten, sondern nur, wie rasch müssen wir umkehren, uns beschränken.

Im Alter von 29 Jahren war ich zum ersten Mal an einem Korallenriff. Ich war wie verzaubert von den bunten Fischen, den schillernden Pflanzen, dem Leuchten des ganzen Riffs. Welch eine großartige Welt! Ein Geschenk sie sehen und erleben zu dürfen. Gleich anderen Schwimmern brach ich diese wunderbaren Korallen, um sie für immer bei mir zu haben. Kaum an der Sonne, verloren sie jedoch genau jenen Zauber, der ihren einzigartigen Reiz in der Tiefe ausmachte. Nach wenigen Stunden waren sie bleich und verbreiteten einen Geruch von Tod. Ich war so traurig und erschüttert, dass ich nie mehr etwas vom Meer mitgenommen habe, das es nicht bereitwillig freigegeben hat.

1992 war ich auf Neuseelands wenig bevölkerter Südinsel. Dort begegnete ich einer kleinen Kirche, die in beispielloser Weise die Natur ins Gebet holte. Der Altar stand vor einem ebenerdigen Fenster, das die gesamte Wandbreite einnahm. Durch dieses sah man auf eine endlose Blumenwiese, die bis an den Horizont reichte, abgeschlossen von einer schneebedeckten Bergkette. Ich bin wirklich nicht gläubig, aber einer Religion, die das Buch der Natur anbetet, könnte ich glauben.

Viel Zeit zur Achtung der Natur bleibt wohl nicht mehr! Was seht ihr auf diesem Poster? Eine Fotomontage, die wirr herumfliegende Vögel zu einem Elefanten formt. Zwei Glieder einer Artenkette, die zu reißen beginnt.

Dieses Tier hat schon Reißaus genommen: Die kleine Eisbärin „Flocke“. Dafür reißen sich unzählige Menschen um sie, vielleicht des schlechten Gewissens wegen. Am Nordpol stünden ihre Überlebenschancen nicht gut. Aber alle Eisbären werden sich wohl nicht in unsere Zoos retten können.

Niemals ein subjektives Gut für ein objektives opfern, rät Arthur Schopenhauer in seinen „Aphorismen zur Lebensweisheit“. Allem voran darf Gesundheit nicht dem Erwerb von Ansehen, Vermögen usw. geopfert werden. Ein gesunder Bettler ist glücklicher als ein kranker König! Was der Philosoph dem Individuum empfiehlt, gilt nicht minder für Länder und Nationen. Nie wurde dieser Grundsatz gründlicher missachtet als heute, wird aus ehernen Gütern der Müll von morgen produziert!

Liebe Toastmasters, lasst uns mit der freien Rede dafür kämpfen, dass die besten Dinge im Leben jedem verfügbar bleiben. So frei wie der Anblick des Mondes, so frei wie unsere jedermann offenstehenden Clubs, die weder auf Herkunft, Bildung, Vermögen oder Religion achten.

Toastmasters bedanken sich nach ihrer Rede nicht bei den Zuhörern. Täten sie es, müssten sie sich fragen, ob sie so mangelhaft vorbereitet waren, dass Zuhören eine größere Leistung war als die Rede.

Aber natürlich dürfen und sollen sie ihrem Club für die Schulung zum Competent Communicator dankbar sein. Danke Speaker‘s Corner für Dein Geleit! Herzlichen Dank für alles an alle!


Zeit hören
(Rede gehalten am 22. April 2013 beim Toastmaster Club Speakers Corner München
und am 6. Mai 2013 beim Toastmaster Club Brainstormers München)


Ja, es gibt Leute, die können die Zeit hören, selbst wenn sie nicht von einer Kirchenglocke verkündet wird… Meisten sehen wir sie aber nur: Früher am Stand der Sonne, der Sterne… Heute auf unzähligen Uhren, auf Smartphones oder PCs.

Man kann sie sogar riechen, etwa in einer stickigen Bibliothek, in der die Bücher den modrigen Geruch der Jahrhunderte verströmen… Wenn Ihr erst einmal so alt sein werdet wie ich, könnt ihr sie auch spüren, indem man beobachtet, wie man sich im Laufe seines Lebens verändert…

Wie spät ist es gerade?   19 Uhr 56? O.k., 19 Uhr 56, aber was heißt das denn eigentlich?

Herr Physiker:   Was ist die Zeit? Die Zeit hat das Formelzeichen „t“. Sind wir jetzt schlauer?

Wir fragen den Philosophen: Zeit ist das Fortschreiten der Gegenwart von der Vergangenheit kommend zur Zukunft hin. AHA! Wohl der berühmte „Fluss der Zeit“?

Und damit es ja nicht zu einfach wird: Einstein will auch noch herausgefunden haben, dass die Zeit so relativ ist wie der Raum. Stichwort: Bewegte Uhren laufen langsamer. Ein Beispiel: Wir fliegen zur Andromeda-Galaxie. Wo sich die genau herumtreibt weiß ich auch nicht, jedenfalls soll sie mindestens 2 Millionen Lichtjahre entfernt sein. Auf der Erde vergehen während des Fluges wegen der Relativität der Zeit etwa 4 Millionen Jahre, für die Raumschiffbesatzung aber nur gerade mal schlappe 56.

Nicht kapiert? Bitte nicht depressiv werden, ich versteh‘s auch nicht, aber es ist nun einmal so! Also ich würde in Andromeda wohl nicht mehr lebend ankommen, aber viele von Euch könnten sich noch hoffnungsvoll auf die Socken machen…

Dabei hätte es all dieser Forschungen doch gar nicht bedurft. Wir wissen um die Relativität der Zeit: 1 Stunde Liebesspiel erscheint uns recht kurz, 1 Stunde auf einem heißen Ofen sitzen zu müssen, kommt uns ziemlich lang vor.

Hm, wir sind keinen Schritt weiter als vorher: Eine bestimmte Stelle nennen wir also Gegenwart und diese Stelle bewegt sich unaufhaltsam von der Vergangenheit in Richtung Zukunft:   19 Uhr 57, 19:58, 19:59...

Obwohl wir die Vergangenheit ja im Gestern vermuten und die Zukunft im Morgen: Es handelt sich um nichts anderes als pure „Gegenwart“. Nur im Hier und Jetzt, nur in gerade diesem Augenblick können wir Vergangenes und Zukünftiges denken. Altes ist vorbei, Neues noch nicht da.

Wir hauen also nur Kerben ins Nichts und nennen das „Zeit“ - und während wir sie schlagen, ist diese auch schon wieder vorbei. Kein Wunder, dass manche die Zeit nur als hartnäckige Illusion betrachten und Pessimisten halten das Leben sowieso für die reinste Zeitvergeudung!

Manche fürchten sich übrigens so sehr vor der Zeit, dass sie sie vertreiben. Einige Vorschläge? Rosenkranzbeten, Marathonlaufen, Hamburger-Wettessen, Computerspiele. Gott wie langweilig!

Früher nannte man die Langeweile die „Geisel der Reichen“. Das war einmal. Geld spielt immer schneller „Bäumchen wechsle Dich“. Um reich zu werden und vor allem zu bleiben, ist man ganz gut beschäftigt. Und so geht bis zur Hälfte des Vermögens wieder dafür drauf, sich Zeit zu kaufen. Unzählige Dinge werden erworben, die helfen Zeit zu sparen: flottere Autos, schnellere Computer, leichter zugänglicher Sex…

Aber auch die Armen plagt immer weniger Langeweile. Sie sind rund um die Uhr damit beschäftigt aufzupassen, dass die Reichen sie nicht noch ärmer machen… Wie tröstlich, dass es noch Menschen gibt, die die Zeit ganz einfach leben, etwa in Afrika… Sie kämen nie auf den Gedanken, die Zeit so kompliziert einzuteilen wie wir. Eine Viertelstunde ist ihnen zum Beispiel die Zeitspanne, die man braucht, um einen Mais zu rösten…

Auch manchen Südseeinsulanern will unser Umgang mit der Zeit so gar nicht einleuchten. Im Buch „Der Papalagi“ erzählt ein Südseehäuptling von seiner Europareise. Die Papalagis, das sind wir, die Weißen. Wir lästern Gott und seine große Weisheit, indem wir jeden Tag nach einem ganz gewissen Plan zerschneiden und zerteilen.

Und obwohl niemals mehr Zeit vorhanden ist als zwischen Sonnenauf- und -untergang und -untergang und –aufgang hineinpasst, versuchen wir sie unentwegt zu verlängern. Ja, wir beklagen uns auch noch bitter, wenn schon wieder eine Stunde um ist, obwohl doch gerade in diesem Moment regelmäßig eine nagelneue frische Stunde vorbeikommt.

Die Zeit ist übrigens ein wahrer Alleskönner. Sie trägt unzählige Masken! Sie kann sich ganz klein machen, aber am liebsten sind ihr „Große Zeiten“. Etwa solche, wie ihr die Nazis versprochen hatten … Und sie kann völlig stillstehen. Herr Zeitnehmer, bitte aufpassen, dass sie uns nicht ganz abhanden kommt. Sie kann blitzschnell sein, ja geradezu rasen… Wer das nicht glaubt, ist wahrscheinlich nicht mehr mit der werktätigen Bevölkerung unterwegs…

Die Zeit vergeht zwar nicht schneller als früher, aber wir laufen immer eiliger an ihr vorbei. So erklären das zumindest weise Leute.

Neuerdings ändert sie sich sogar mit den Jahreszeiten. Sie arbeitet von April an als Sommerzeit und zieht dann im Herbst wieder ihren Wintermantel an.

Mit der Zeit gehen manche übrigens ganz schön kriminell um. Sie stehlen uns die kostbare Zeit. Und stellt Euch vor, das wird nicht einmal bestraft! Manchmal fällt sie gar unter die Räuber, etwa wenn uns zeitraubende Beschäftigungen zugemutet werden.

Besonders hoch angesehen ist die sogenannte gute alte Zeit. Für sie soll aber nur ein schlechtes Gedächtnis verantwortlich sein. In der heutigen „entwickelten“ Welt ist sie dagegen bettelarm, da wir immer häufiger in Zeitnot geraten.

Mir kommt die Zeit ja eher vor wie ein Alkoholiker, wenn man sieht, wie besinnungslos sie geworden ist…

Ohne den Begriff der Zeit könnten wir noch nicht einmal Anläufe zur Ewigkeit unternehmen, obwohl wir doch am liebsten ewig leben möchten. Ewigkeit, was ist das schon wieder? Ich habe sie erst in einem Märchen verstanden.

Irgendwo auf der Welt steht ein Berg aus Diamant, so hoch wie der Mount Everest. Alle tausend Jahre kommt ein kleiner Vogel geflogen und wetzt an dessen Gipfel seinen Schnabel. Wenn dieser Berg abgeschliffen ist, endet die Ewigkeit.

Meine Rede endet schon vorher. Als Redezeit ist die Zeit nämlich besonders knausrig. Bei Toastmasters rückt sie gerade einmal fünf bis sieben Minuten heraus. Ich versuche mein Bestes!

Und dann soll sie auch noch eine Botschaft mitbringen, sonst bekommt sie eine ganz schlechte Bewertung.

Nun denn: Wenn die Zeit schon so wenig greifbar ist, wie ein Pudding den man an die Wand nagelt, dann verlasst, wann immer ihr könnt, das Gefängnis der Zeit, die Diktatur der Minuten, die Knechtschaft der Sekunden...

Geht schlafen, wenn ihr müde seid, steht auf, wenn ihr wach werdet, esst wenn ihr Hunger habt und tut nichts bis gar nichts, wenn Euch danach ist.

Dann, dann habt ihr endlich Zeit! Zeit haben zwar nur diejenigen, die es zu nichts gebracht haben, aber damit habt Ihr es weiter gebracht als alle anderen.


Heilige Knochen
(Rede gehalten am 7. Dezember 2009 beim Toastmasterclub Munich Media  Speakers) 


Was ist das Wichtigste an Heiligen? Richtig, „daß sie tot sind und man endlich an ihre Knochen rankommt“! Eigentlich läßt die Frage nach Heiligkeit eher an geistige Prozesse denken, aber Gegenständliches ist überraschend wichtig. Anlaß genug, uns mit Reliquien auseinanderzusetzen.

Im engeren Sinne sind das zwar nur sterbliche Überreste eines frommen Erblassers, im weiteren Sinne zählen hierzu aber auch Gebrauchsgegenstände, die von ihren Leibern berührt wurden. Etwas Glaube schadet nicht, schließlich befürchtet der unvoreingenommene Betrachter, es handle sich nur um vermoderte Knochen, halbverweste Körper, vertrocknete Lumpen oder schlichtweg Abfall.

Für die Anbetung kann nicht immer ein vollständiger Leichnam zur Verfügung gestellt werden. Zum Glück besteht jeder Heilige aus unzähligen Einzelteilen, in die er bei Bedarf zerlegt wird. Nach dieser Leichenfledderei sollte zumindest noch ein vollständiger Knochen für das Gebet vorhanden sein. Selbst auf die Gefahr hin, daß man uns jetzt ein bißchen weniger lieb hat, müssen wir von einer sublimierten Form des Kannibalismus sprechen!

Je berühmter ein Heiliger ist, um so leichter fällt es, Anhänger zufriedenzustellen. Manchmal genügt der Verehrung ein einziger Zahn, ja ein bloßes Haar. Gott befohlen, das ist echte Frömmigkeit! Am liebsten wird natürlich ein insgesamt naturbelassener Leichnam angebetet - das Ganze ist halt mehr als die Summe seiner Teile!

Unglücklicherweise kam die Heiligenverehrung erst Jahrhunderte nach Christi Tod in Mode und stieß aus diesem Grund zunächst auf große Schwierigkeiten. Wer wußte schon nach so langer Zeit, wo die Apostel und andere Verdächtige gestorben und begraben waren? Mittels „Offenbarungen“ kundiger Mönche und Geistlicher wurden sie jedoch allesamt gefunden und nicht nur sie, sondern weit mehr Heilige als es je gegeben hat.

Der Reliquienhandel wurde zum Geschäft des Jahrtausends! Alte Knochen, Lumpen und dergleichen fanden sich schließlich überall. Deren Erhebung zu Reliquien beförderte Müll zu Gold. Zunächst regional, später mit Roms Segen, das sich auf diese Weise den Löwenanteil am Verdienst sicherte. „Die Pfaffen hätten Engel sein müssen, wenn sie die Dummheit der Menschen nicht benutzt hätten“, so Otto von Corvin im berühmten Pfaffenspiegel.

Die Heiligenverehrung wurde ein so einträgliches Geschäft, daß ein wahrer Kampf um Heilige entbrannte. Mit kleinen Knochen ließen sich große Wallfahrtsorte gründen. Eroberte man eine Stadt, so suchte man erst nach Reliquien, denn sie waren weit kostbarer als Gold und Edelsteine.

Zum Reliquienwahn trug bei, daß ihr Besitz in Ablaßjahre umgerechnet wurde. Spitzensammler trugen bis zu 30.000 Objekte zusammen! Kardinal Albrecht von Brandenburg soll um 1500 mit seinem Gnadenschatz über 39 Millionen Jahre Ablaß erworben haben. Die zugehörigen Sünden für so viel Erlösung im Rahmen eines kurzen Erdenlebens anzuhäufen, dürfte nicht einfach gewesen sein...

Von manchem Heiligen existieren so viele Körperteile, daß man daraus mehrere vollständige Skelette zusammensetzen könnte. Der heilige Dionisius kann in zwei vollständigen Ausgaben zu St. Denis und St. Emmeran bewundert werden, während Prag und Bamberg nur Köpfe von ihm zeigen. München rühmt sich immerhin noch einer Hand. Der Heilige hatte also zwei vollständige Leiber, fünf Hände und vier Köpfe. Da kann nur noch ein Rechenwunder helfen!

Aufgespürt wurden die „Muttermilch Mariens“, die „Windeln Jesu“, das „Krippenstroh aus Bethlehem“, die „Tränen der Gottesmutter“, ein „Schneidezahn Johannes des Täufers“. Splitter vom Kreuz gab es so viele, daß man aus dem dazu verwendeten Holz hätte ein Kriegsschiff bauen können. Die vom Kreuz Jesu aufgefundenen Nägel wiegen viele Zentner. Von der heiligen Milch der noch heiligeren Jungfrau Maria fand sich mehr als zwanzig Ammen in einem Jahr hätten produzieren können. Gefunden wurde sogar der Stab, mit dem Moses das Meer teilte. Verehrt werden eine Feder aus dem Flügel des Engels Gabriel, Überbleibsel von Christi Hauch in einer Schachtel, eine Flasche voll ägyptischer Finsternis und der Schall der Jerusalemer Glocken, ja sogar ein Strahl von dem Sterne, welcher den Weisen aus dem Morgenlande leuchtete. Dessen himmlische Leuchtkraft scheint verblaßt zu sein, sonst würde etwas mehr Licht in dunkle Gotteshäuser und finstere Gehirne scheinen!

Zumindest ist Reliquien folgende Wundertätigkeit ganz gewiß nicht abzustreiten! Das Mirakel, damit Gläubigen Geld aus der Tasche zu ziehen, versagt so gut wie nie.


Zu schön um wahr zu sein!
(Rede gehalten am Theaterabend des Münchner Toastmasterclubs Brainstormers im Fraunhofer Theater am 17. März 2014)

 
Bin ich schön? Also da hätte ich mir jetzt schon etwas weniger Mitleid und mehr Beifall erwartet! Es stimmt ja, ich bin nicht so schön wie die meisten Menschen! Aber zumindest bin ich echt.

Ja, ich habe keine so schönen schwarzen Haare wie Altkanzler Schröder. Aber sie sind authentisch! Und selbst wenn sie mir weiter ausgehen sollten: Ich denke gar nicht an eine Wiederaufforstung! Meine Frisur gerät noch in Unordnung. Viele Frisuren sind ja heutzutage so gestylt, dass sie allenfalls noch zu Bruch gehen können!

Sogar meine Nase kam bislang ziemlich unbehelligt davon. Eine neue Modellierung wäre ja heutzutage ein Klacks. Früher, als ich noch davon profitiert hätte, war das nicht so einfach. Da konnte nur die sogenannte Dr. Mang-Nase eingebaut werden. Die ist zwar sehr schön, aber alle waren gleich. Die Dr.Mang-Nasen-Träger grüßten sich auf der Straße und organisierten sich in Nasenclubs nach dem Vorbild des ADAC…

Männer fliegen bekanntlich auf dicke sinnliche Lippen! Später stellt sich dann heraus, dass man doch einen Eisschrank geheiratet hat. Botox wirkt halt nur örtlich, lähmt die Lachmuskeln und den Verstand sowieso… Und schaut: Noch alle Zähne da. Na ja, sagen  wir fast alle   -   selbst nachts! Keinerlei Implantate!

Stimmt, ich trage vielleicht nicht die neueste Mode, aber wenigstens keine Mogelpackung. Leute ich sage Euch, da wird betrogen, dass sich die Balken biegen. Schulterkissen, dass jeder Kleiderschrank vor Neid erblasst. So hohe Absätze, dass sich der gestiefelte Kater aus Grimms Märchen streichen lässt oder Büstenhalter die der Einfachheit halber die Brust gleich mitbringen… Gut, ich geb’s ja zu! Ganz komplett bin auch ich nicht mehr. Mir fehlt der Blinddarm, aber das gibt ja normalerweise keinen Punkteabzug.

Und nun das hier! Ich blicke auf ein Meer von Schönheit. Seid Ihr wirklich so schön oder am Ende nur getunt? Seid ehrlich: Ihr kommt gerade vom Botoxen, stimmt’s? Und „Botox to go“ habt Ihr Euch gleich mitgeben lassen! Wie sagte doch schon Marika Röck: „Man kann mit 60 noch aussehen wie mit 30, es dauert nur etwas länger“!

Am besten wir machen jetzt einfach einmal einen Echtheitscheck. Fangen wir hier in der ersten Reihe an   -   War nur ein Scherz, ich würde niemals so unsensibel auf das Publikum zugehen… Schon deshalb, weil ein seriöser Echtheitscheck heutzutage bis in intimste Intimbereiche führen würde: Busen-Überarbeitungen, Schamlippen-Begradigungen, Penisvergrößerungen…

Ja, Ihr könnt niemandem mehr trauen! Dank gewisser OPs können clevere Frauen inzwischen Nacht für Nacht unberührt ins nächste Bett steigen. Na, wenn das kein Fortschritt ist! Ich habe großes Verständnis für überholte Körper! Aber bedenkt die Folgen: Bereits Elfjährige laden sich Schönheits-Apps aufs Smartphone und lernen spielerisch, wie man Problemzonen chirurgisch bekämpft. Zwölfjährige lassen sich zu Weihnachten eine Busenvergrößerung spendieren und am 13. Geburtstag gesellt sich dann eine Gesäßstraffung hinzu.

Fälschungen wohin das Auge blickt! Vor Jahren habe ich einmal eine neue Eroberung mit nach Hause genommen und ausgepackt. Voller Vorfreude auf viel nackte Haut! Und was kommt zum Vorschein: Über und über gepierct und tätowiert! Ich war völlig orientierungslos. Da möchte man am liebsten sein Geld fürs Abendessen zurück. Mit mehr Glück als Verstand habe ich schließlich doch noch den Unterbau entdeckt und was lese ich auf dem Po? Property of Joe - Eigentum von Josef. Das war das Ende! Ich wurde tief depressiv und war dann zwei Jahre in der Psychiatrie. Erst dann war ich wieder zum nächsten Date fähig! Was wartet da draußen nur noch alles auf mich?

Selbst unsere Stimmen möchten nicht mehr alt werden! Achtzigjährige lassen die Stimmbänder liften und flöten dann wieder wie mit 20! Lasst Euch niemals auf jemanden ein, bevor Ihr nicht den Eigentümer der Stimme persönlich besichtigt habt. Nun muss man sich natürlich fragen: Ist Schönheit wertfrei oder hat sie etwas im Sinn? Zum Beispiel Anziehungskraft und Fortpflanzungswillen?

Nehmen wir einmal an, der noch ungeborene Peter möchte nach seinem Erdenauftritt Eishockeyspieler werden. So beauftragt er die künftige Mama für seinen Erdenauftritt nach einem Muskelprotz zu fahnden. Die Mama tut das und trotzdem kommt der Peter recht schwächlich zur Welt. Der Papa hatte nämlich nur täglich zum Frühstück so viele Muskelpräparate geschluckt , dass man dies andernorts für eine volle Mahlzeit gehalten hätte. Genetische Weitergabe: Fehlanzeige!

Oder die kleine Marie. Sie wollte mindestens so klug werden wie Einstein. Ihre Mama in spe nahm diesen Wunsch sehr ernst. Leider fiel sie auf einen Golflehrer herein. Der hatte immer mit einem Hirnliftung angegeben. Tatsächlich war es aber nur ein ziemlich unspektakuläres Stirnliftung. So kam die arme Marie nur auf den Intelligenzquotienten eines Maikäfers…

Wahre Schönheit kommt natürlich von innen. So wie beim Reini! Das ist ein Freund von mir, ungefähr so alt wie ich! Dem ist vor zehn Jahren die Frau entlaufen! Er hat dann alle gängigen Schönheits-Reparaturen machen lassen – ohne Erfolg! Da sage ich, Reini, Du musst kreativ sein, neue Wege gehen und Deine inneren Werte ins Netz stellen. Das hat er gemacht - und jetzt ist er wieder glücklich verheiratet.

Das hier sind seine Nieren. Makellos. Nachdem diese Röntgenaufnahme im Internet veröffentlicht war, haben ihm die Frauen die Tür eingerannt! Seht nur, was für eine schöne Blase. Aber wie gesagt, liebe Damen, jetzt ist er leider schon wieder vergeben – der Reini!

Der soziale Druck ist riesengroß – und das für immer Jüngere! Eines nahen Tages werden so viele innerlich wie äußerlich abgrundtief schöne Menschen herumlaufen, dass Garstige sehr gefragt sein werden. In der Tat: In den USA beginnt man schon mit dem Rückbau der Schönheit: Sogenannte „undo-plasty“. Zu deutsch: Reversive plastische Chirurgie. Und wer weiß, vielleicht sieht irgendwann dann wieder jeder so aus wie er aussieht.

 

Was denkst Du gerade?
(Wettbewerbsrede Toastmaster Area Konferenz Frühjahr 2013) 


Was denkst Du gerade? Fragt Euch das Eure Frau auch ständig? Warum fragen Frauen das nur immer wieder?


Nun Brigitte, MEINE FRAU, spürt sofort, wenn ich mich ausnahmsweise einmal nicht mit ihr befasse…ihr, dem Mittelpunkt des Universums. Leute, ich sage Euch, das ist ein ganz spitzer Haken. Eine falsche Denkbewegung und man hängt wie der Fisch an der Angel. Dann kann man zappeln so viel man will. Nur in den seltensten Sternstunden gelingt da noch einmal die Flucht...

Andernfalls trifft einen der folgenschwere Satz wie ein Keulenschlag: DU liebst mich nicht mehr… Mit allen Konsequenzen: Schweigeterror, Küchenboykott, Sexentzug.

Im Prinzip geht es freilich um mehr, um viel mehr. Diese scheinbar harmlose Frage nach unseren Gedanken ist Dreh- und Angelpunkt einer geistigen Unterjochung, ja einer gnadenlosen Gehirnwäsche. Wenn uns also unser Goldfasan ausquetscht wie eine Zitrone, dann einzig und allein deshalb, weil Frauen endlos hören wollen, dass man sie noch liebt. Man muss das einer Frau immer wieder sagen, in allen Schattierungen - und vor allem, man muss es ununterbrochen denken.

Das ist übrigens völlig unabhängig davon, ob   s i e   den Mann auch liebt…, ja gegebenenfalls sogar hasst! Merkt Frau, dass Mann nicht ganz bei der Sache ist, folgt jedenfalls unweigerlich die Frage: „Was denkst du gerade…“

Eigentlich spannend, warum Frauen erwarten, dass man ständig an sie denkt. Sie wissen doch, dass Männer niemals dasselbe denken wie sie. Schon deshalb weil Frauen und Männer eine völlig unterschiedliche Wahrnehmung haben…

Also z.B. Brigitte und ich…Wir kommen von einer gemeinsamen Reise zurück. Schon stellt sich heraus: sie war in Irland und ich in Burma. Auf so Reisen essen wir auch selten im selben Restaurant. Kürzlich in Lissabon, Abendessen am Ankunftstag. Brigitte weiß ganz genau, dass wir am Hafen saßen, während ich überzeugt bin, dass wir im Fadoviertel essen waren.

Sie erinnert sich mit ihrem fotographischen Gedächtnis sogar an Details. Ich hatte eine gegrillte Dorade, sagt sie, dabei war es hundertprozentig eine Pizza. Ich mache einen Vorschlag zur Güte: Vielleicht eine mit Meeresfrüchten?

Ja manchmal leben wir noch nicht einmal im selben Jahr! Brigitte besteht darauf, dass wir uns 1963 auf Rhodos kennen-gelernt haben.   Da war ich noch gar nicht auf der Welt!

Nehmen wir einmal an, wir werden gefragt, was wir gerade denken und man denkt ausnahmsweise an nichts, an gar nichts, also an überhaupt nichts und sagt das seiner Allerbesten. Keine Chance! Frauen können sich gar nicht vorstellen, dass wir noch nicht einmal an   s i e   denken…

Wenn man wenigstens so einen RESET-Knopf am Kopf hätte und der wäre auf Knopfdruck so leer wie bei manchem Politiker. Dann gibt man drei bis fünf geeignete Gedanken hinein und wenn Euch Eure Frau wieder einmal fragt, was Ihr gerade denkt, dann habt Ihr gleich was Passendes parat und Ihr müsst noch nicht einmal lügen…

Grundsätzlich kreisen weibliche Erwartungen ja um fünf Standardantworten:
Erstens: Ich habe gerade daran gedacht, was ich Dir zum Geburtstag schenken könnte…
Zweitens: In welches Restaurant möchtest Du an unserem Hochzeitstag gehen, Liebling?
Drittens: Niemand bäckt besseren Apfelstrudel als Du.
Viertens: Du bist die Schönste im ganzen Land!
Fünftens: Ich liebe Dich noch wie am ersten Tag.

Glücklich die Männer die am Tag höchstens so ein bis zwei Gedanken denken, nämlich Fußball und Bier, und denen man das auch noch ansieht. Solche Männer fragen Frauen gar nicht erst. Aber ich, ich gehöre nicht dazu. Ich verfüge, wie jeder normale Mann, über etwa 66.000 Gedanken pro Tag. Brigitte würde mir niemals abnehmen, dass ich nur an Fußball und Bier denke.

Im Denken bleiben Männer ohnehin ein Leben lang Stümper gegen jede einzelne Frau. Dass die großen Denker meist Männer waren, beweist da gar nichts. Eine Frau würde sich niemals die viele Arbeit machen, große Denkgebäude zu basteln für so banale Fragen wie etwa die Erklärung der Welt.

Viel mehr Spaß macht es doch, solche Bauten zum Einsturz zu bringen. Werden einer Frau männliche Denkgebäude zu hoch, zieht sie (natürlich vollkommen unabsichtlich) den Rock zwei Millimeter zurück – der Mann sieht das und dampft auf der Stelle seinen Bauplan ein. Dann bringt Frau den Rock wieder in die alte Position (wiederum unabsichtlich natürlich) und er beginnt von vorne. Spätestens nach der dritten Runde sieht dann der Denkentwurf aus wie Fukushima nach dem Tsunami…

Frauen sind ja so raffiniert! Sie wissen, dass wir selbst im Schlaf denken und fragen deshalb gerne einmal nach, was wir geträumt haben. Sicher ist sicher! Eigentlich wollen sie gar nicht wissen, was man wirklich geträumt hat, sondern sie wollen hören, dass man das Richtige geträumt hat. Na und was wohl? Dass wir sie noch lieben!

Und wenn eine Frau ihren Mann mit dieser Frage nicht mehr kontrollieren kann, dann fragt sie einfach: „Was fühlst Du gerade? Besonders gerne abgefragt nach gutem Sex! Und was fühlt ihr da vielleicht gerade:   müde, Hunger, ich muss aufs Klo!

Um Gottes willen! Bloß nicht! Sagt keinesfalls was Ihr gerade fühlt und kommt so bald wie möglich in meinen Fortgeschrittenenkurs!

 

Nichtgeschenkpakt
(18. November 2013 Münchner Toastmasterclub Brainstormers)


Hast Du schon ein Weihnachtsgeschenk für Deine Frau, Deinen Mann? Stellt Euch vor, 40 % der Deutschen haben selbst zwei Tage vor Weihnachten noch kein Geschenk für ihre Lieben!


Was für ein Stress! Das wollten Brigitte und ich uns vor Jahren nicht mehr antun. Sich etwas zu schenken, das ist ja praktisch wie im Krieg, quasi ein „Angriff“. Wenn man beschenkt wird, muss man sich nämlich „verteidigen“ und etwas zurückschenken.

Brigitte und ich schlossen also einen Nichtgeschenkpakt.
Drei Wochen vor Weihnachten
Ich:          Also dieses Jahr schenken wir uns nichts!
Brigitte:    Ok. Dieses Jahr gibt’s keine Geschenke

Zwei Wochen vor Weihnachten
Bleibt’s dabei? Dieses Jahr keine Geschenke?
Klar, haben wir doch ausgemacht.

Eine Woche vor Weihnachten
Herrlich, kein Stress,!
Ja, endlich nicht mehr in volle Geschäfte stürzen müssen, keine Verzweiflungs-Einkäufe mehr, keine SOS-Geschenke, kein Nahkampf mehr Mann gegen Mann, Frau gegen Frau beim Schlussspurt um die letzten Geschenke am Heiligen Abend.

Weihnachtsabend - Brigitte und ich stehen vor dem geschmückten Weihnachtsbaum, umgeben von nichts. Brigitte kullern die Tränen nur so aus den Augen…
„Aber Du warst doch einverstanden, dass wir uns dieses Jahr nichts schenken!“
„Ja schon, aber heißt denn nichts: GAR NICHTS?“

Ich geb‘s ja zu, ich war nicht fair zu Brigitte. Mit mir selber habe ich natürlich keinen Nichtgeschenkpakt geschlossen. Man muss ja nicht gleich übertreiben oder?   I c h   habe mir einen nagelneuen BMW X5 zu Weihnachten geschenkt. 327 PS, in 4,3 Sekunden auf Hundert. Ein toller Geländewagen mit einem untadeligen ökologischen Fußabdruck.

Brigitte fand das gar nicht lustig! Nun gibt es ja in einem Krieg bekanntlich auch Kapitulationen. Klug ist, wer früh genug erkennt, dass manche Schlachten einfach nicht mehr zu gewinnen sind.

Seither beschenken wir uns wieder Jahr für Jahr. Mehr Geschenke denn je. Unsere Ehe war noch nie so glücklich! Das Problem war nur, wo die ganzen Geschenke unterbringen?

Zunächst füllte sich der Keller. Ein Sportgerät nach dem anderen zog um nach eBay. Dann floh das Küchengeschirr. Wenn wir es brauchten, reiste es nun vom Dachboden an…

Ihr glaubt ja gar nicht, wie schnell eine Badewanne voll ist. Na egal, solange wir uns draußen am Brunnen waschen können.

Oma wurde von einem Sanitäter gerade noch rechtzeitig aus einem eingestürzten Geschenke-Berg gezogen. Sie wechselte anschließend auf eigenen Wunsch ins nahegelegene Seniorenheim.

Für Katzenkorb und -klo war längst kein Platz mehr. Mieze lief beleidigt zum Nachbarn über. An die Anschaffung von Kindern war erst recht nicht mehr zu denken! Wir hätten sie früher oder später ja doch auslagern müssen.

Eines Tages fanden wir im Schlafzimmer vor lauter Geschenken selbst per Kompass unser Bett nicht mehr. Wir sind also ins Gästezimmer gezogen, dann rüber ins Gartenhaus und schließlich in die Garage. Ein Geländewagen schläft sowieso lieber im Freien.

Eines Tages kam ein freundlicher Herr vom Sozialamt und sprach Ungeheuerliches: Wir seien sogenannte Messies. Das sind jene Leute die von Tag zu Tag dem Müll in ihrer Wohnung ähnlicher sehen. Und wir müssten mit einer Zwangseinweisung in die Psychiatrie rechnen. All unsere Geschenke hingegen könnten nicht auf eine Einweisung in die Psychiatrie hoffen. Das war ziemlich bitter!

Aber das Ganze entpuppte sich letztlich als Glücksfall, wir kamen nämlich auf ein neues Geschäftsmodell: Die moderne Geschenkverwaltung.

Zunächst mieteten wir an, was uns unter die Finger kam:
Leere Kirchen, aufgelassene Flugzeughangars, stillgelegte Atomkraftwerke, ehemalige Braunkohleabbauhalden…

Bei Geschenküberschwemmungen stellen wir Geschädigten daraus Parzellen zur Verfügung. Die Geschenke werden erfasst, katalogisiert und können über eine Online-Bilddatei rund um die Uhr besucht werden.

Probleme machen uns nur noch sehr sperrige Geschenke, die noch nicht einmal in eine 50-Giga-Byte-Bilddatei passen. Aber Speicherplatz wird ja immer billiger…

Und wenn Ihr ganz clever seid, dann verschenkt Ihr fortan lieber ein Lächeln. Das kostet gar nichts, wird immer gerne genommen und braucht keinen Speicherplatz, weil es doch in der Seele wohnt…

 

Comedian


Liebe im Alter
(Theaterzelt "Das Schloss" Auftritt beim Comedy Club Munich am 21. Oktober 2016)

hier geht's zum Video

Am Austausch wechselseitiger Freundlichkeiten zwischen den Geschlechtern ändert sich auch im Alter wenig.


Fußball-Deutschland über alles!
(Comedy Club Munich im Cord Club München am 4. September 2014)

hier geht's zum Video

Deutsch-land, Deutsch-land, Deutsch-land...

Na Ihr seid mir ja schöne Fans! Leute, wir sind Weltmeister geworden! In Worten:   WELTMEISTER!!! Und was höre ich: NICHTS! Noch nicht einmal Sprechchöre! Wo bleibt die Begeisterung? Die Engländer wurden 1966 Weltmeister! Die sprechen noch heute täglich beim Abendessen Dankesgebete. Und hier. Kaum ein paar Wochen her – schon vergessen und verdrängt!


Jetzt aber alle: Deutsch-land, Deutsch-land, Deutsch-land… Also das reißt jetzt die Nationalmannschaft auch noch nicht direkt aus dem Winterschlaf.    Da müsst Ihr schon mehr Gaaaas geben! Deutsch-land, Deutsch-land, Deutsch-land – na geht doch!

Bei allen Nichtdeutschen möchte ich mich entschuldigen! Wir wollten wirklich niemandem den Titel wegnehmen! Aber schaut, die neuen Fußballer-Migranten, die sind so ehrgeizig. Und schon war’s passiert! Vor 2018 werden wir auch bestimmt nicht wieder Weltmeister! Versprochen!

Ich war beim Endspiel Deutschland Argentinien. Leute, ich sage Euch, brandgefährlich! Eigentlich mache ich mir ja gar nichts aus Uniformen! Ich war sogar Wehrdienstverweigerer! Aber im Stadion muss man Farben tragen. Wird man unverkleidet erwischt, schlagen einen gleich zwei feindliche Fangruppen zusammen! Ohne jedes ordentliche Gerichtsverfahren!

Tote gibt’s aber auch im eigenen Lager. Man äußert Zweifel an den Erfolgsaussichten der deutschen Mannschaft - und schon ist man mausetot! Einmal hab‘ ich aus Versehen auf meiner Tröte für Argentinien geblasen. TRÖÖÖT! Freunde, das macht einsam! Ich habe mein kleines Leben nur durch einen kühnen Sprung über die Stadionmauer retten können.

Vuvuzelas sind ja seit der WM in Südafrika groß im Kommen! So ein Teil erreicht mühelos den Schallpegel eines Düsenjets bei der Abreise vom Flughafen. Tolle Erfindung! Die Schlägereien unter den Fans gehen seither deutlich zurück. Was ist schon ein gebrochenes Nasenbein gegen ein geplatztes Trommelfell?

Mich wundert ja, dass der deutsche Fußball überhaupt noch zurecht kommt! Keine Spieler mehr, nur noch „Player“. Keine Torhüter mehr, nur noch „Keeper“. Tore gibt es auch keine mehr, höchstens Goals. Ja, ja, Fußball is coming home. Clever, clever diese Engländer, GELL! Wenn sie nicht mehr gewinnen können, dann wird einfach der Fußball weltweit englisch.

So haben die Beteiligten immer weniger zu lachen. Nach dem Spiel fragt der Reporter: Na, wie fühlen Sie sich Herr Matthäus? Super, ich war echt gut drauf! Ich hab‘ zwei Bombentore geschossen. Herzlichen Glückwunsch! Und wie ging das Spiel aus? 1:1!

Gestern kam ausnahmsweise wieder einmal ein Fußballspieler in den Himmel. Petrus völlig überrascht: “Wie haben   S i e   denn nur das Toooor gefunden?“ Hm, offenbar viele Buddhisten unter uns. Die kennen halt kein Himmelstor. Die halten sich nach dem Tod lieber bevorzugt im Nirwana auf!

Besonders häufig geht’s ja dem Schiedsrichter an den Kragen! Fragt ein Spieler den Schiri auf dem Feld: Wie heißt denn ihr Hund? Ich, ich hab‘ gar keinen Hund! Oh, das tut mir aber leid. Blind - und keinen Hund, das muss furchtbar sein!

Auch die Fans sind mit den Leistungen des Schiedsrichters nicht immer zufrieden. Da wirft doch glatt ein Zuschauer während des Spiels eine Flasche aufs Spielfeld. Schreit der Schiri: Was soll denn das? Damit Sie nicht so alleine sind - Sie Flasche!

2010 war ich bei der WM in Südafrika. Die Afrikaner glauben ja: Nur 30 Prozent des Fußballerfolges beruhen auf Training und satte 70 Prozent auf Zauberei. Viele Teams lassen sich daher regelmäßig „entzaubern“. Genau wie bei uns in Deutschland! Klinsmann hatte ja die deutsche Mannschaft völlig behext. Da holte man den großen Entzauberer Jogi Löw und der sagte, Originalzitat:   W i r   stellen nach Leistung auf, nicht nach Tattoos! Das macht Titel, Leute!

Glaube und Aberglaube blühen natürlich weltweit. Als Altmeister Pele 1969 im berühmten Maracana-Stadion von Rio sein tausendstes Tor geschossen hat, da haben die Kirchenglocken im ganzen Land fast eine halbe Stunde lang geläutet!

Nein, brasilianischen Fans fehlt es wahrlich nicht an spiritueller Stärke!
Schon eher an hygienischer! Siegt ihr Team, tragen viele beim jeweils nächsten Spiel dieselbe Unterwäsche. Ungewaschen wohlgemerkt! Ihr seid ja gar nicht überrascht. Macht iiihhhhhr das am Ende auch? Bei längeren Siegessträhnen droht jedenfalls - genau - Seuchengefahr!

Die Katholische Kirche hat übrigens ein neues Verhütungsmittel zugelassen. Kennt es vielleicht jemand? Fußball! Deutschen Männern war während der Weltmeisterschaft 2006 Fußball wichtiger als Sex - und die Briten ließen sich Viagra nur halb so oft verschreiben wie in den Monaten zuvor.

Die Gesundheit unserer Balltreter liegt natürlich allen Deutschen am Herzen. Als sich Bastian Schweinsteiger kurz vor der letzten WM am rechten Hühnerauge des linken Mittelzehs eine besorgniserregende Reizung zugezogen hatte, betete die ganze Nation für ihn.

Jetzt muss ich Euch aber noch von Brigitte erzählen. Ich bin ja auch nicht gerade ein Fußballpapst, aber meine Frau, die hat gar keinen Schimmer. Dafür denkt sie viel praktischer als ich. Wenn man jedem Spieler einen Ball geben würde, dann müssten sie sich nicht immer streiten, sagt sie.

Und sie ist sehr kostenbewusst: Wenn man die Tore verkleinert, könnte man die Torhüter einsparen. Derzeit arbeitet sie an der Abschaffung der Abseitsregeln. Sie meint, es genügt völlig, dass ich immer im Abseits stehe.

Das ist doch kein Wunder! Als ich auf die Welt kam, da gab’s ja noch gar keinen Fussball. Der wurde erst 1876 erfunden, von den Engländern. Ja,
die gab’s      d  a  m  a  l  s      schon!


Und wenn ich wieder auf die Welt komme, werde ich nochmals Fussball-Fan. Aber nur, wenn Ihr auch wieder alle da seid und mit mir diesen schwierigen Text skandiert: Und der geht wie? (Zuschauer fragen!)
Leute, Leute! Schon wieder alles vergessen! Jetzt aber alle: Deutsch-land, Deutsch-land, Deutsch-Deutschland…

Jagdszenen aus der U-Bahn
 (Comedy Club Munich im Cordclub München am 26. Februar 2015)

hier geht's zum Video

Guten Abend, Fahrscheinkontrolle! Die Fahrausweise bitte? Wie, ich sehe nicht aus wie ein richtiger Kontrolleur? Ja wie sieht denn ein richtiger Kontrolleur aus? Ein richtiger Kontrolleur sieht jedenfalls nie aus wie ein richtiger Kontrolleur, denn wenn ein richtiger Kontrolleur so aussieht wie ein richtiger Kontrolleur dann fängt er doch nix! So schaut’s aus!

Na gut, besser so? Und jetzt her mit dem Fahrschein! Aha, eine Schwarzfahrerin. Schon die 13. heute! Was? Sonst hätten Sie sich den Eintritt im Cord-Club nicht mehr leisten können. Ja, die soziale Not ist groß! Da drück’ ich lieber ein Auge zu! Ihr glaubt ja gar nicht, welch saudumme Ausreden man sich den ganzen Tag anhören muss: "Ich versuche zu sparen!“ Da versuche ich natürlich nicht mit einem Strafzettel zu sparen: “60 Euro! Aus die Maus!“

Wer ist denn schon einmal schwarz gefahren? Gut, ich stelle die Frage anders: Wer ist noch nie schwarz gefahren? Leute, lügen ist eine Sünde! Also, seit 1971 jage ich Schwarzfahrer für den MVV. Ein Traumjob! Sozialstudien vom Feinsten. Leute, was ich da allein schon bei der Fahrt zur Arbeit alles erlebe, das muss ich Euch erzählen! Aber dass mir derweil keine Schwarzfahrer abhauen, gell!

Ich fahre immer mit der U3 zur Arbeit. Super, meistens ein Sitzplatz zum Lesen. Ein paar Zeitungsreste anderer Fahrgäste sind auch schnell zusammengekratzt. Wenn da nur nicht der Huber wäre, mein Nachbar. Der Huber hat DSS: Ein Dauersprechsyndrom! Sind Betroffene hier? Ach, Ihre Frau hat das auch. Tut mir aufrichtig leid, ehrlich! Eine schlimme Krankheit! Ja, und gar nicht so selten. Diese armen Menschen reden gar nicht wirklich. Sie bewegen die Lippen eigentlich nur mechanisch. Sich mit ihnen zu unterhalten wäre zu viel gesagt. Das sind reine Einweg-Redner. Sie feuern ihre Sätze in einer Endlosreihe auf wehrlose Zuhörer ab. Der Verschleiß an Zuhörern ist hoch. Am Ende des Tages bleibt meist nur der Ehepartner als Zuhörer übrig oder eben ein Nachbar – so wie ich.

Wegen seiner DSS wartet der Huber auf jede günstige Gelegenheit, mich über seine Krankheiten auf den neuesten Stand zu bringen. Ich krieche schon immer auf allen Vieren an seinem Haus vorbei, aber: Keine Chance! Huber liegt rund um die Uhr auf der Lauer und begleitet mich dann unaufgefordert zur U-Bahn. Und schon ist’s vorbei mit dem schönen Zeitungslesen. Ihr glaubt ja gar nicht, wie viele Krankheiten man auf so wenigen U-Bahn-Stationen unterbringen kann: Brudermühlstraße: Blasenschwäche. Implerstraße: Hämorrhiden. Poccistraße: Schlafstörungen. Ja, verflixt nochmal! Wenn man so viel redet wie der Huber, dann hat man natürlich am Abend eine Bremsstrecke von mindestens drei Stunden bis man schlafen kann oder?

Wenn Ihr glaubt, Nachbarn sind die einzigen natürlichen Feinde des U-Bahn-Zeitungslesers, dann täuscht ihr euch! Ich setze mich immer auf einen strategisch günstigen Platz zwischen Einzelreisenden. Und wer schneit in letzter Sekunde herein? Genau! Eine alleinerziehende Mutter mit ihrem Prinzen! Das Zauberwort heißt “bitte”! “Rüdiger, lass’ bitte die Klimmzüge an der Notbremse sein. Rüdiger, hör’ bitte auf noch länger auf dem Opa herumzutrampeln. Rüdiger, würdest Du jetzt bitte bitte mit mir aussteigen!”

Wir kannten früher auch ein Zauberwort. Es hieß “Watschn”. Aber nach einer so phantasielosen Erziehung kann man dann auch nicht viel vom Leben erwarten. Ich wurde nicht Bundeskanzler, nein, nicht Vorstandsvorsitzender von Siemens, noch nicht einmal Geschäftsführer bei Beate Uhse, nur U-Bahn-Kontrolleur! Mit der Merkel kann ich noch nicht einmal tauschen. Ich könnte ihren Job schon machen, aber sie keine Schwarzfahrer erlegen. Die sind doch schnell wie Windhunde!

Stichwort “Watschn”. Einmal spür’ ich wie mir eine Hand von hinten in den Schritt greift. “WOW”, denk’ ich,Günther was bist Du doch noch attraktiv. Aber ich war gar nicht gemeint! Die Hand griff nur durch und begrabschte die junge Frau vor mir. Die Watschn bekam trotzdem ich! Ich finde das nicht richtig. Das müssten die Beteiligten direkt untereinander regeln oder?

Manche Frauen machen es sich schon sehr einfach. Faucht eine Frau den Mann hinter ihr an. "Was fällt Ihnen eigentlich ein? Seit 15 Minuten betätscheln Sie meinen Po.“ „Ach, und jetzt macht’s Ihnen plötzlich keinen Spaß mehr oder was?“

Schwarzfahrerinnen wollen sich übrigens manchmal mit Gratis-Sex freikaufen. Als ich noch jünger war, war ich sehr dankbar für diese erotische Grundversorgung. Ich sag’s besser gleich, liebe Frauen. Solche Deals kann ich jetzt nicht mehr eingehen. Seit einem Jahr bin verheiratet! Wie? Was heißt hier ich war bestechlich? So ein Unsinn! Der Strafzweck wurde doch auch so erreicht! Frauen die mit mir im Bett waren, haben sich jedenfalls nicht so schnell wieder beim Schwarzfahren erwischen lassen, das könnt’ ihr mir glauben!

Zuweilen setzen sich auch Vater und Schulkind zu einem. Meistens Väter die gerne ein Lehramt angetreten hätten. Stattdessen arbeiten sie deutlich unterfordert als Buchhalter. Solche Väter stellen die Fragen ihrer Kinder der Einfachheit gleich selber, um sie dann umfassend zu beantworten. Diese U-Bahn hat 328 PS, der Triebwagen ist das Modell E 209 aus dem Jahr 2008 und beschleunigt in 3 Sekunden von Null auf Hundert. Ja und was sonst halt noch so alles wichtig ist im Leben!

Hin und wieder wird man auch von einer kompletten Familie umzingelt. Nein von keiner richtigen, die gibts ja nicht mehr, aber immerhin von einer Patchwork-family. Die Kommunikation läuft meistens über die Kinder: “Dein Vater musste ja unbedingt noch vor der Abfahrt die neuesten Erotikseiten im Internet abrufen, sonst wären wir heute ausnahmsweise pünktlich.” “Wenn Deine Mutter nicht auch noch beim Einkaufen bei Aldi als Schönheitskönigin auftreten müsste, hätten wir mehr Zeit für unsere Killerspiele …”

Ihr könntet übrigens ruhig etwas mehr lachen. Für den Eintritt hier im Cordclub könnt Ihr doch keine Fünf-Sterne-Pointen erwarten oder?

Egal, das alles ist jedenfalls noch nichts gegen den Todfeind des U-Bahn-Lesers: Das Mobiltelefon! Es werden ausnahmslos Ferngespräche geführt, deshalb sprechen die Leute immer so laut. Also was da ohne Not der NSA verraten wird, das hätte sich noch nicht einmal Edward Snowden träumen lassen: “Ja, ich bin gerade am Goetheplatz. Sollte ich lebend den Sendlinger-Tor-Platz erreichen, rufe ich Dich wieder an. Und vergiss’ nicht zu atmen, sonst stirbst du womöglich noch…”

Heutzutage wird die U-Bahn weit besser ausgelastet als früher. Das liegt vor allem an kämpferischen Müttern. Die schaufeln ihrem Kind noch bei größtem Gedränge den eigenen Platz frei: “Mein Kind hat auch bezahlt!” Wir hatten da früher zu Fünft drauf Platz! Bleiben Plätze frei, werden darauf häufig Füsse abgestellt. Deren rücksichtsvolle Eigentümer ziehen dabei niemals die Schuhe aus und vermeiden so das Verbreiten übler Gerüche.

Kinder sind heute auch viel besser erzogen als früher. Was haben wir damals alte Leute nur wegen ihres hohen Alters bloßgestellt, indem wir ihnen unsere Sitzplätze angeboten haben. Entwürdigend! Mir ist zum Glück seit Menschengedenken kein Sitzplatz mehr angeboten worden. Es gibt Ausnahmen: Einmal stieg eine alte Dame ein, die war noch älter als ich. Damit man ihr das auch glaubt, hat sie extra ihre Krücken mitgebracht.

Neben mir sitzen nun drei gebrechliche Fünfzehnjährige. Die waren heilfroh, dass sie mit ihren schweren Smartphones einen Sitzplatz bekommen hatten, um eine SMS nach der andern im Sekundentakt rauszuklappern. Na ja, dann bin halt ich aufgestanden. Da setzt die alte Dame einem ihre Krücke wie ein Messer an den Hals und sagt zu mir: Sie bleiben sitzen, der steht auf. Gewaltfreie Kommunikation ist alles! Der Sitzplatz wurde sofort geräumt…

Früher habe ich gedacht, die U-Bahn sei nur für den Personentransport zuständig. Die Wohnungsnot in München zwingt aber immer mehr Menschen ihre Mahlzeiten in der U-Bahn einzunehmen: Himbeermarmelade von links, Cola von rechts. Hamburger von unten, Limonade von oben… Ketchup gibt’s bei Notbremsungen gratis. Die Münchner Tafel für Obdachlose wäre begeistert über die verbleibenden Reste.

Und die armen Kinder in dieser zugebauten Stadt. Zum Glück stellt der MVV den Kids Spielflächen zur Verfügung. Allein der Bahnsteig ist ein Surftraum. Immer wenn ich diese todesmutigen jungen Leute mit dem Skateboard anrasen sehe, stelle ich mich sofort kostenlos als Slalomstange zur Verfügung und stehe wie versteinert da. Irgendwie häng’ ich halt doch am Leben und möchte nicht einer gerade einfahrenden U-Bahn zum Frass vorgeworfen werden. UND wer weiß schon, ob man auf eine WEICHE fällt…???

So Leute, jetzt muss ich aber weiterarbeiten und Schwarzfahrer fangen…He! Sie da hinten, bleiben Sie sofort stehen, Fahrscheinkontrolle!

Es graut dem Morgen...
(Comedy Club Munich im Cord Club München am 10. September 2015)
                   
hier geht's zum Video 

Wollt Ihr den totalen Krieg? Natürlich nicht! Aber vielleicht den kleinsten Krieg? Und das ist? Genau: Das ist die Ehe! War ja nicht gerade ein SHOT GUN Wedding. Aber wir wollten halt nichts überstürzen und so hab‘ ich erst jetzt meine Brigitte geheiratet. Und zwar, wie es sich gehört, im Frack und mit Zylinder!


Schaut, so sieht sie aus! (Brigitte-Zeitung von 1964 hoch). Ok., die Bilder sind von 1964…

Ja, irgendwie ist das schon ziemlich blöd gelaufen! Wir waren am Meer, Sonnenuntergang, Romatik pur. Sagt Brigitte, meinst Du nicht, wir sollten endlich heiraten? Sag‘ ich: Ja, Du hast schon recht, aber wer nimmt uns denn jetzt noch?

Flötet Brigitte: „I c h   ich nehm Dich noch!“ Na ja, da waren die Fluchtmöglichkeiten ziemlich begrenzt. Ich hab‘ dann schnell eine Woche lang die Steuerersparnis durchgerechnet und schließlich ganz spontan „ja“ gesagt.

Wer lebt denn noch in geschlamperten Verhältnissen? Danke fürs OUTEN! Leute, traut Euch! Insbesondere wenn man schon lange zusammen ist, dann ändert sich doch kaum was. Schon gar nicht die alltägliche Hakelei.

Zum Beispiel letzten Sonntag. Ich stülpe mir das Frühstücksei übers Hemd. Sag‘ ich zu Brigitte: „Seh‘ ich nicht aus wie ein Schwein? Schon – und bekleckert hast Dich auch noch!

Oder heute morgen. Ausnahmsweise sind wir ganz früh aufgestanden. Brigitte schaut aus dem Fenster: Es graut   d e r   Morgen. Scha-atz, es heißt nicht „es graut der Morgen“, sondern es heißt „es graut   d e m   Morgen.

Na ja, in einer Beziehung muss man schon ehrlich zueinander sein oder? Wie heißen die drei Grundsäulen jeder erfolgreichen Partnerschaft? Vertrauen, verzeihen, verzichten… Ja Leute: Verzichten!

Brigitte verzichtete jedenfalls auf weitere grammatikalische Scharmützel und hat sich im Badezimmer eingeschlossen. Das sieht ungefähr so aus wie die Kosmetikabteilung bei Rossmann.

Aber ich sag‘ Euch was: Ich bekomme meine Gebrauchsspuren ja schon lang‘ nicht mehr weg. Aber wenn Brigitte da nach einer Stunde rauskommt, sieht die aus wie neu! Wirklich!

Alles im Leben hat bekanntlich Konsequenzen! Ich rechne mit der Höchststrafe: Einen Monat lang auf der Couch schlafen. Kenn‘ ich schon. Seit ihrem letzten runden Geburtstag!

Ich hab‘ nun einmal einen Hang zum Praktischen und hab‘ ihr ein Trimmdichgerät  geschenkt,  ein Set mit 24 Pfannen und einen Kochkurs. Von wegen „ „Verzeihen“. Das hat geeeedauert.

Ein anderes Reizthema  ist „Einkaufen“. Also ich bin der große Stratege in der Familie, sozusagen das logistische Herz. Und ich möchte nicht die Hälfte meines Lebens mit Einkaufen verbringen.

So kaufe ich einmal im Jahr alles Nötige: 2 Zentner Kartoffeln, 23 Pfund Nudeln, 85 Klopapierrollen - 180 Kondome…
Ja Leute, von wegen Tabuthema Sex im Alter, noch jeden 2. Tag!!!

Nein, war nur Spaß. D a s    das hab‘ ich doch auf meine Lebenserwartung hochgerechnet.

Brigitte kauft ja eher detailverliebt ein: Am Obststand: Bitte eine halbe Banane, zwei von den Kirschen und eine Blaubeere…

Abends seh‘n wir gern fern: Wenn ich aber am Fernseher eintreffe, ist die Programmschlacht längst geschlagen. Zum Beispiel vorgestern: Brigitte, optimal informiert:

„Du willst doch bestimmt den neuen Tatort sehen, sonst ist nur Schrott. Da erwürgt ein Mann nach 47 Jahren seine Frau, bloß weil er nie das Programm sehen durfte, das er wollte.“

Natürlich Liebling, gern! Brigitte findet Krimis kolossal entspannend. Sie hat stahlharte Nerven. Da kann zum Beispiel folgendes passieren. Der Mörder holt mit einem Messer aus. Und in der Zeit, zwischen Ausholen mit dem Messer bis zum Eintreffen der Klinge im Körper des Opfers, fällt sie in Tiefschlaf.

Ich dagegen, ich bin wahrscheinlich zu sensibel. Mich putscht das wahnsinnig auf!

Irgendwann erwacht Brigitte erfrischt: Wer hat denn gewonnen? „Das Recht hat gesiegt, Liebling!“

Schon ist der Fernseher wieder an und Brigitte fahndet nach dem nächsten Krimi. Schlaf ade! Mir fallen gleich reihenweise mildernde Umstände ein für meine…Mordgedanken.

Kinder? Nein, haben wir keine. Aber immerhin habe ich eine Katze erfolgreich großgezogen. Als Alleinerziehender! Dann kam Brigitte.

Katzen schlafen bekanntlich gern. Ich finde deshalb, dass sie im Schlafzimmer gut aufgehoben sind. Meine Katze Mischi fand das auch und schnurrte in meinem Bett immer wie ein zufriedener Sechszylinder. Brigitte glaubte stattdessen das Röhren eines Taifuns zu hören und hat Mischi herzlos ausgesetzt…wegen Störung der Nachtruhe!

Brigitte hat übrigens nur drei Hobbys: 1. Lesen, 2. Lesen, 3. Na was? Genau, im Bett lesen. Zur Zeit liest sie: „Der Mann, das überlegene Geschlecht“. Sie behauptet, sie hat das in der Science Fiktion-Abteilung aufgestöbert. Besonders spannend kann es ja nicht sein.

Sobald ich merke, dass sie wieder einmal eingeschlafen ist, entziehe ich ihr sanft das Buch. Was passiert? Ihr ahnt es bereits: Brigitte erwacht erfrischt und startet den nächsten Leseversuch… Das geht dann fast so bis zum Morgen. Jetzt gehe ich zum Äußersten! Ich drohe mit der Wiedereinstellung einer Katze. Dann kann ich manchmal noch eine Stunde schlafen, bis wieder     d e m     Morgen graut…

 





VORSICHT
APFOMBIE
(Apfel-Watch-Zombie)






   Die Apfel-Watch
  Munich Comedy Club, Auftritt am 13.04.2016 im Cord Club München)

hier geht's zum Video


Hallo! Bist Du verliebt? Nein, nicht in mich, ich mein' so allgemein? Wer von Euch ist denn verliebt? Hm, ein Liebesnest ist das hier ja nicht gerade? Ich meine natürlich so richtig verliebt: bis über beide Ohren, mit Herzflattern, mit Kribbeln im Bauch!

Also ich, ich bin ja sowas von verliebt. Ich liebe   SIE   meine NEUE   Ich liebe meine neue   Apfel-Watch von APFEL! WOW! Voll krasses Gerät! Ohne Schmarrn: Das ist der digitale Schlussstein des Universums! Das toppt noch die Erfindung des Schaukelpferds, echt!

Erst hab‘ ich ja geschwankt. Nehm‘ ich die Apfel-Watch von APFEL oder doch lieber die Potato-Clock von Sungsung? Schicksalsfragen! Man definiert sich ja schließlich über so einen Armrechner oder?

Übrigens: Das war eine der ersten Uhren in ganz München. War ganz einfach sie zu kriegen. Nur drei Wochen lang anstehen - vorm Apfel-Shop. Im Januar! Ja, gut, die Nächte war‘n schon saukalt. Aber das Technische Hilfswerk hat warmen Tee verteilt. Und wenn jemand umgefallen ist, war sofort das Rote Kreuz da.

Also richtig gut organisiert. Es gab sogar zwei Dixie-Klos – für die rund tausend Hintern. Nur einmal gab’s Tumulte. Da hat ein Nerd neben mir behauptet, die Apfel-Watch bekommt eine Schnittstelle für Microsoft. Da versteh’n   WIR  Apfeljünger ja überhaupt keinen Spaß. Zwei Wasserwerfer, dann war’s wieder gut!

Ohne Anstehen hätte ich bestimmt viel länger warten müssen, auf die Apfelwatch: Mindestens einen ganzen Tag! Die Eignungsprüfung im Apfel-Shop hab‘ ich übrigens mit links gemacht. Wann wurde Stefan Job heilig gesprochen? Lächerlich!

An der Kasse dann das übliche Dankgebet: Das kennt ihr ja alle! Bitte betet mit mir: Vater unser Stefan Job. Geheiligt werde dein Apfel. Ich merk’s schon. Ihr seid nicht ganz textsicher. Also, wenigstens noch den Schluss: In Ewigkeit.   Ente!     Äh „Enter“!

Was für ein Hype! Jetzt gehör‘ ich endlich dazu, zur großen Apfel-Familie. Mit meiner „Rollex für den kleinen Mann“. Rollex für die kleine Frau ginge ja nicht! Frauen spinnen ja eher auf hochhakige Kamikaze-Schuhe oder auf Männer, die eine richtige Rollex haben - und nicht so nen Kinderkram?

Übrigens: Wir glauben ja, wir beobachten die Uhr. Dabei ist es genau umgekehrt. Die Apfel-Watch beobachtet U N S   -   wie schon der Name sagt: „Watch“! Sie sammelt endlos Daten: Schaut: Augen AUF     und Ohren AUF…hier     Und weil sie sich nicht alles merken kann, gibt sie die Daten auch gern weiter.

Also was die alles weiß: Wenn ich Zweifel habe, ob ich noch lebe, dann rufe ich einfach die Atem-AFF auf. Die schaut dann… Wie? Was eine AFF ist? Ihr wisst nicht was eine Aff ist? Leute, Leute. Kommt aus dem Englischen: Apes oder APPS, Affen oder Affs eben! Wirklich, ohne meine Affen käme ich überhaupt nicht mehr zurecht.

Also wo waren wir gerade stehen geblieben. Ach ja, die Atem-AFF wollte nachseh‘n, ob ich noch lebe: Ab fünf Atemzügen pro Minute bin ich im grünen Bereich. Sieben!   Leute, ihr habt Glück, ich bin noch   D A !

Oder die MVG-AFF. Die weiß doch glatt, dass meine U-Bahn alle fünf Minuten am Marienplatz abfährt. Und das habe ich mir früher immer alles selber merken müssen!

Die Wellness- AFF zählt alle meine Schritte, den ganzen lieben langen Tag lang. Gestern Abend um diese Zeit waren das gerade mal 10.987 Schritte. Ich bin dann noch schnell dreimal um den Fernseher rumgegangen, damit ich die 11.000 vollkrieg‘! Sonst kommt doch wieder ein Mahnschreiben von der Krankenkasse     betreffend fehlende „Fitness und Beitragserhöhung“.

Leute, diese AFF müsst ihr euch   u n b e d i n g t  runterladen, die „Auf-Dich-AFF“!     Fürs Dating!     Gestern begegnet mir also eine leckere Blondine. Bei so was prüft die „Auf-Dich-AFF“ erst meinen Pulsschlag. Bleibt der unter 90, sprech‘ ich sie gar nicht erst an.

In Frage kommen sowieso nur Frauen, die die gleiche AFF haben. Das spart soooo viel Zeit. Erst wechselseitig die Nacktfotos abgleichen. Dann fragt meine AFF vorsichtig bei ihr an, ob sie lieber Kuschelsex mag oder Peitsche?

Und   -   das versteh’n jetzt nur AltersINSIDER über 40 wie ich   -   und ob auch ein VW-Käfer in Frage käme   -   wegen der praktischen Sitzschlaufen. Ja - und schon kann’s auch schon losgeh’n!

Noch schnell auf dem Display die günstigsten Winkel abrufen - für alle bei mir noch in Frage kommenden Stellungen…

Sexbetrug ist nun auch viel schwieriger geworden! Die AFF fragt im Ärzteregister nach, ob die Oberweite echt ist. Oder ob was eingebaut wurde:     z.B. chinesische Schummelpolster. Und Erektionsstörungen verrät das Insider-Register „Für immer aufrecht!“

Gesundheit ist bekanntlich alles im Leben! Die Fit-forever- AFF bewacht rund um die Uhr meine Gesundheit. Nicht nur das, sie teilt den Befund auch allen interessierten Kreisen mit - insbesondere den Lebensversicherungen. Unglaublich wie diese AFF vernetzt ist. Mit der Ärztekammer, mit den Krankenhäusern, mit dem Bestattungsunwesen - ja sogar mit dem Bestattungsunwesen!

Stellt Euch vor was mir passiert ist: Letzten Sonntag hat sie sich verrechnet.   Es klingelt, ich öffne die Haustür - schaue hinaus - und was seh‘ ich:         Fünf Leichenwägen!   Und fünf Fahrer die sich streiten   -   wer mich mitnehmen darf!!!

Also ich rate davon ab, der Uhr blind zu vertrauen. Allerdings ein paar Kumpels von mir, das sind Fundamentalisten. Die würden sich lieber in den Sarg legen als zuzugeben, dass sich die Watch geirrt hat.

PIEP PIEP PIEP! Verdammt, was ist denn jetzt schon wieder? Au Mist,der Teleprompter ist hin! Na dann: Schönes Leben noch!

 





http://comedy-club-munich.com/


Next Comedy Night: Check our homepage www.comedy-club-munich.com

 

 

Bestager


Unter Best Ager versteht man eine Zielgruppe von Personen mit einem Lebensalter von über fünfzig Jahren. Natürlich haben Marketing und Werbung diese kaufkräftige Gesellschaftsschicht schon lange im Visier! Und dazu braucht es natürlich auch Models als Leitbilder so wie ich.

 

 

Ententrainer


Als Entertainer kümmere ich mich nicht nur um die artgerechte Unterhaltung von Enten, sondern...

(Fortsetzung folgt)

 

Impronaut


Improvisationstheater (meist nur kurz Improtheater genannt) ist eine Form des Theaters, in der improvisiert wird: Es wird eine Szene oder es werden mehrere Szenen gespielt, die zuvor nicht inszeniert sind.

Meist lassen sich die Schauspieler ein Thema oder einen Vorschlag aus dem Publikum geben. Diese Vorschläge sind dann Auslöser und Leitfaden für die daraufhin spontan entstehenden Szenen. Häufig werden die Spieler durch einen - meist ebenfalls improvisierenden - Musiker begleitet. 

hier geht's zum Video